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»Büchse der Pandora«

 

Ist die Idee eines Gemeinschaftsprojektes, ein Zeichen unserer Zeit, Es soll uns an uns selbst erinnern.

 

 

Dr. Johannes Lothar Schröder
Das 9. Weltwunder
Dieter Rühmanns Büchse der Pandora


Das Monument mit der Dose: eine gigantische Angel als schwankender Turm aus High-Tech-Fasern im Wind mit einer Weißblechdose, die so groß ist wie ein Küstenmotorschiff.

Es ist die Dose, die das Potential der technologischen Entwicklung enthält. Von Menschenhand gemachter Segen für diejenigen auf der sonnigen Seite des Lebens und Fluch für diejenigen, die sich nicht mehr vor der zerstörenden Kraft dieser Sonne schützen können. Technologie hat nicht nur die Zerstörungskraft von Naturkatastrophen erreicht, sondern die zerstörerische Gewalt der Natur zusätzlich entfesselt. Es scheint als hätte die technologische Entwicklung der Menschen die Naturgewalten in einen Wettbewerb hineingezogen, der uns nun zwingt, in biblischen oder mythologischen Dimensionen zu denken. Diese legen Zeugnis ab vom Ringen der Menschheit mit und gegen sich selbst sowie mit und gegen die Naturgewalten, um das Überleben möglichst vieler Menschen zu organisieren.

Dieter Rühmann ist nicht der Einzige, der diese Herausforderung erkannt hat, aber er ist der erste Künstler, der dieser Herausforderung ein Denkmal setzen möchte, das in der Dimension und von den technisch-innovativen Möglichkeiten her gesehen den zukünftigen Bedrohungen entspricht.

Wirtschaftliches Denken als Triebfeder der Globalisierung hat zwar erst den rationalen Zugriff auf die Welt als Globus ermöglicht, aber parallel unsere spirituelle Kompetenz in einem Maße schrumpfen lassen, die die geistige Entwicklung zurückfallen lässt. Wir sind anscheinend nicht mehr in der Lage, die geistigen, lebensspendenden Energien zu erfassen, die im Mythos und später in den Religionen ihren Ausdruck gefunden haben und sich in der Architektur, in Bildnissen und Sagen niedergeschlagen haben. Hieran gilt es in dem Bewusstsein anzuknüpfen, dass etwas Gleichwertiges entstehen muss, um uns im Einklang mit anderen Lebewesen in eine lebenswerte Zukunft zu begleiten.

Rühmann hat die Architektur dazu als ein Zeichen konzipiert, das die neuesten Technologien benötigt, um errichtet zu werden, und an dessen Spitze ein Relikt des Zeitalters der Moderne, eine Weißblechdose, schwingt wie das unerwartete Ergebnis eines hoffnungsvoll begonnenen Angelausflugs.

Johannes Lothar Schröder

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H.D. Rühmann

Die Hoffnung aus der Dose.


In der Regel übergibt der Künstler sein Kunstwerk der Öffentlichkeit als fertiges Kunstprodukt und Ergebnis seiner künstlerischen Auseinandersetzung und überlässt es dann der Öffentlichkeit zur Diskussion. Dies ist nicht nur vom Künstler so gewollt, sondern auch von den Betrachtern – sie erwarten wesentliche Botschaften und ganze Berufsgruppen, wie zum Beispiel die der Kunsthistoriker, leben davon, indem sie der Allgemeinheit den Zauber der Botschaft entschlüsselt.

Meine Projekte sind inhaltlich und real so umfassend, dass ich allein sie gar nicht verwirklichen kann. Ein einzelner Mensch kann auch kein Raumschiff konstruieren und bauen. Als Konzept- und Aktionskünstler bin ich ein öffentlicher Künstler. Wenn ich von „meinem“ Projekt spreche, verstehe ich mich im wesentlichen als Initiator und Impulsgeber des Projekts.

In geistigen Dingen ist dies erstaunlicherweise für die Öffentlichkeit nicht immer offensichtlich. Dabei ist der Geist doch Allgemeinbesitz. Nach diesem allgemeinen Credo entwickeln sich „meine“ Kunstprojekte. In dem aktuellen Kunstprojekt „Büchse der Pandora“ will ich diesen Weg noch bewusster und radikaler gehen. Es ist gleichermaßen sowohl als geistige als auch als technische Herausforderung unserer Zeit konzipiert. Real geht es um die Planung und den Bau einer städtebaulichen, überdimensionalen Skulptur, eines Turms, auf dessen Spitze das überdimensionale Abbild einer gewöhnlichen Konservendose balanciert, die Büchse der Pandora. Geistig geht es um die Entwicklung eines Bildes unserer Zukunft, in künstlerischer Auseinandersetzung mit Philosophie, Ethik und Spiritualität.

Oft erscheint es mir, als hätten wir in der technologischen Entwicklung unseren Geist zurückgelassen, als hätten wir ihn in der Euphorie einfach vergessen. Gemäß unserer aufrechten Gangart denken wir von unten nach oben. Wir denken von der Erde weg, bis wir uns selbst nicht mehr erreichen. Selbst, wenn wir an Gott denken, schauen wir nach oben, auf der Suche nach dem Göttlichen oder dort auch nach uns selbst. Aus diesem Denken entstand unser „Pyramidendenken“: Höher, schneller, weiter. Eine Steigerung, die sich immer wieder zuspitzt und selbst übertrifft, wie die Flüge in den Weltraum als Vorzeigeprojekte unserer Technologie. Dabei sind diese Flüge, deren Strecken in abmessbaren Entfernungen unternommen werden, geistig gesehen Flüge im Vakuum der verlängerten Pyramide, von und mit der Erde. Nach geistigen Gesichtspunkten wurde die Erde nie verlassen. Wesentlichere Dimensionen blieben uns weiterhin verschlossen. Die geistige und technologische Entwicklung unserer Gesellschaft gehen getrennt voneinander einher.

Die sinnbildliche Darstellung der Leistungspyramide habe ich für meine künstlerische Arbeit als fremdbestimmte, widersinnige Eingrenzung empfunden. Deshalb tat ich eines Tages etwas, was mich in seiner Einfachheit faszinierte, weil es in meiner geistigen Vorstellung eine große Wirkung erzielte: Ich drehte die Pyramide einfach um. Ich stellte sie nicht auf den Kopf, sondern drehte sie um. Bildlich war die Pyramide nun ein sich nach oben öffnender Trichter und geistig wurde sie für mich das Sinnbild einer anderen Dimension des Denkens.

 

Während die uns bekannte Leistungspyramide den gewaltsamen Vorstoß auf Eroberung nach oben versinnbildlicht, weist die umgedrehte Pyramide zu uns herab in die Tiefe. Sich nach oben öffnend versinnbildlicht sie den Empfang des Weltraums als Symbol des Geistes. Eine Eroberung des Weltraums wird plötzlich absurd und unvorstellbar.

Das Sinnbild der umgekehrten Pyramide ist das geistige Leitbild meiner künstlerischen Arbeit geworden.

Im Zuge der Globalisierung haben wir uns verstärkt auch mit den nicht die Wirtschaft optimierenden Höher-schneller-weiter-Seiten von ihr auseinander setzen müssen, die wir heraufbeschworen haben, mit denen wir eigentlich aber gar nicht so viel zu tun haben möchten. Sei es das Aufeinanderprallen der Kulturen z. B. mit seiner insbesondere seit dem 11. September eskalierenden Auseinandersetzung zwischen den islamischen und den westlichen Kulturen und Religionen oder sei es der so harmlos titulierte „Klimawandel“, der uns dazu zwingt, auch dafür Verantwortung zu übernehmen, was heute in China geschieht.

Unsere üblichen Mittel, mal hier und mal dort ein wenig die Stellschrauben zu drehen, versagen. Auch die Politik scheint ihren eigentlichen Aufgaben unserer Zeit nicht mehr gewachsen. Kaum jemand glaubt heute ernsthaft daran, dass mit den herkömmlichen Wegen eine Neuorientierung des Geistes in der Gesellschaft wachsen könnte. Insgeheim aber warten wir alle auf Impulse, die uns Mut machen, unsere eingefahrenen Wege zu verlassen und über unsere Grenzen hinaus zu denken.

In der griechischen Mythologie des Prometheus heißt es: Als die Büchse der Pandora geöffnet war, entwich aus ihr alles Übel und kam so über die Menschheit. Schnell wieder verschlossen blieb einzig die Hoffnung in ihr zurück. Die Hoffnung ist also noch in der Dose.

 

H.D. Rühmann

 


Werner Bühning

Gedanken zum Projekt „Büchse der Pandora“

 

Aufgefordert, die Büchse der Pandora sinnbildlich gesprochen ins Kreisen zu bringen, d.h. real zu verwirklichen, kann ich nur einige Assoziationen, Einfälle dazu liefern.

 

Eine besondere Herausforderung stellt dieses Projekt insofern dar, als es ein Engagement verlangt, für eine Vision, eine Skulptur im öffentlichen Raum, deren Realisierung als unmöglich vorgestellt wird.

Der Tagtraum einer im schwankenden Wind überdimensionalen Konservenbüchse über der Horizontlinie hinter der Skyline einer Großstadt, erscheint zunächst wie ein riesiges Bild, das in seiner Gegenständlichkeit weder technisch noch geistig verwirklichbar ist. Aus welchem Material sollte der Träger dieser über 300 m in der Luft schwebenden 30 m hohen Dose sein, die auch noch den wechselnden Winden in der Bewegung nachgeben soll und ihnen ausgesetzt ist ? Diese und andere technische Fragen gesellen sich zu denen nach der Finanzierung etc..

Dabei wird deutlich, dass es dem Künstler und Impulsgeber vielleicht weniger auf das zu erzielende Endprodukt, sondern mehr auf den Weg dorthin ankommt. Die Versammlung verschiedener Menschen aus unterschiedlichen Disziplinen wie der Physik, der Ingenieurskunst, der Technologie und auch der Geisteswissenschaften, um so ein noch „unmögliches“ Objekt zu realisieren, erinnert ein wenig an die mittelalterliche Werkhütte, in der die verschiedenen Handwerker aus ganz unterschiedlichen Gewerken sich zusammen schlossen, um über Generationen hinweg eine Kathedrale zu erbauen.

Wie die Avantgarde der Renaissancekünstler mit den alchimistischen Experimentatoren in Verbindung stand, so wurden Kunst, Technik und Wissenschaft durch die Aufklärung entkoppelt.

Vielleicht will der Künstler mit diesem Projekt diese Entkopplung auf nostalgische Weise rückgängig machen.

Es fragt sich, ob die über einer Stadt schwebenden Pandora-Büchse als Vision ausreichend tragfähig ist, um Menschen aus verschiedenen Disziplinen dafür zu begeistern. Früher wurden die Menschen beispielweise für den Kathedralenbau durch die Religion zu ihren gemeinsamen Anstrengungen motiviert. Gewiss gibt es noch immer ein großes Bedürfnis, getragen von einer Idee oder Vision, sich auf Dauer zu engagieren und die eigene Arbeitskraft dafür einzusetzen. Vielleicht ist aber auch meine Skepsis nur zu kleinmütig und nach einem längeren Diskussionsprozess nimmt die Vision doch noch so konkrete Gestalt an, dass sie verwirklicht werden kann.

 

Werner Bühning


Gwen (Pseudonym)

 

Die Pandora hat die Büchse geöffnet und die Übel in die Welt entlassen. Hat sie die Büchse ein weiteres Mal geöffnet, um auch die Hoffnung in die Welt zu bringen oder ist die Hoffnung noch in der Büchse? Ist sie im ewigen Eis konserviert? Bleibt sie uns dort erhalten? Oder ewig vor uns verwahrt? Ist Hoffnung ewig? Vermutlich ewiger als das Eis. Oder sie schmelzen gemeinsam.
Was tun die Menschen ohne Hoffnung? Hoffnungslosigkeit bedeutet Resignation, bedeutet den Verlust jeder Sinnhaftigkeit oder Wertigkeit. Doch was bedeutet es, wenn nichts mehr Sinn oder Wert hat? Es bedeutet Nichts. Unterschiedslosigkeit ist der Zustand des Nichts, der Leere. Ist die Hoffnung in der Büchse und die Leere in den Menschen? Oder ist die Büchse Leer und Hoffnung in den Menschen?
Vielleicht zählt es nicht nur, ob die Menschen Hoffnung haben, sondern auch, wie viele Menschen sie haben. Bedingt nicht die Realität das Denken, sondern ergibt sich - wie Physiker hin und wieder bemerken - die Realität aus dem Denken, was geschieht dann, wenn Hoffnung gleicher oder ähnlicher Art die Mehrheit der Menschen erreicht? Werden die Inhalte der Hoffnung dann unweigerlich Realität? Wenn Hoffnung im Spiel ist, dann muss es eine als besser empfundene Realität sein, denn Hoffnung steht für eine in der Zukunft liegende Verbesserung des gegenwärtigen Zustands. Wenn wir uns auf den Mythos der Büchse der Pandora beziehen, dann bedeutet Hoffnung die Auslöschung, zumindest aber die stetige Verringerung der Übel der Welt.
Und bis dies seine materielle Verwirklichung gefunden hat, bleibt die Hoffnung in der Ewigkeit verwahrt.

 

 

Gwen


Brief: Siegmar kaempfle

Also: das kann doch was werden

Siegmar Kempfle
Zur Tat

Lieber Dieter,

 

Du platzierst Dein Kunstwerk, das ich gerne realisiert sähe, zwischen Philosophie, Ethik und Spiritualität. Zweifelsohne geht es aber nicht ohne heute noch nicht existierende Technologie. Woraus sich sofort die Frage ableitet, wie diese nun vier Bewusstseinsfelder (denn heute ist auch Technologie ein solches, sogar das absolut dominante: von CD über E-Mail bis zu i-pod) miteinander interagieren.

 

Interessanterweise ist Dein Entwurf aber nicht in diesen Cyberwelten zu Hause, sondern präsentiert sich rein mechanistisch: Überdimensionaler Grashalm mit einer Andy-Warhol-Dose als Ähre.


Ich akzeptiere und bewundere Dich mit Deinen herausfordernden Konzepten, die, da Du, sic!, stets in technischen Realisierungsnöten landest, die Hilfe von Ich-Bring-Dich-Ein-Bisschen-Weiter-Leuten benötigst.

 

 

Aber nun zur Tat.

 

So mechanistisch Du das auch angedacht hast (dann wäre es eine reine Materialfrage), so wird es aus meiner Sicht nur realisierbar durch (Ok-)Lösung der Materialfrage plus einer High-Tech-Stabilisierung des Ganzen, insbesondere der Dose.

 

 

Historischer Ausflug:

 

1. Ptolomäus IV wollte eine Stadt auf der Hand einer Statue errichten: Bereits die Statue sank auf der Höhe der Knie in sich zusammen (Gewicht ist Gewicht).

2. Im frühen Mittelalter sollte die Abtei von Cluny mit 400 m Länge und über 100 m Schiffshöhe Gott zur Ehre (oder seiner Infragestellung) dienen. Es blieb ein gewaltiger Steinbruch. Alles fiel beim Bau zusammen. (S. o.: Gewicht ist Gewicht.)

 

Also: Sind wir beim Problem Nr.1: Gewicht –  Pardon, der Physiker spricht von Masse –  also das Material. Optimal: reiner Kohlenstoff. Utopie (??? Ich glaube, sehr bald nicht mehr, ein "Fulleren-Netz", ein aus Kohlenstoff-Molekülen im Fünf- und Sechseck-Verband aufgebauter Schlauch, würde es sicher schaffen. Da arbeiten einige Leute eifrig dran. In vielen Bereichen haben sich andere Kohlenstofffasern bereits durchgesetzt (Fahrradrahmen, Skier, also im gesellschaftspolitisch so wichtigen Sport). Aber für Deinen Zweck wäre das immer noch zu schwer, siehe den historischen Ausflug.

Das Fulleren-Netz, das auch in medizinischer Forschung absolut avisiert ist (Splitterbruch, aber morgen wieder gehen), hat den Vorteil, dass auch (und der ist nicht unwichtig) der Wind leicht hindurch kann.

 

Irgend so was muss es sein!!!!!!!

 

Aber das Problem Nr.2.: Das heißt Stabilisierung. Die Schwingungen eines solchen Teils müssen kontrolliert werden. Da sind schon Brücken und sonst was unter dem Wind gekracht, der Physiker spricht von "Resonanz", einer Übereinstimmung von Eigenschwingung und Anregung (z. B. Wind).

 

 

Auf Anhieb kann ich mir (Newton. Newton!) gar nichts anderes denken (Klartext: Aus heutiger Sicht gibt es nichts anderes) als Kreiseleffekte. Ein stillstehender Kreisel (auf der Spitze stehender Kegel) fällt um. Rotiert er, dann nicht: Je höher die Drehzahl, desto stabiler.

 

Also muss sich was drehen (und zwar richtig schnell). Entweder als "Seele" innen drin; was weitere Masse-Probleme mit sich brächte. Also bleibt nur ein Rotor in der Dose. Wenn der Halm aus Kohlenstoff ist,  ist der Strom auch schon da und jedwede Elektronik kann sich in der Dose entfalten.

 

Oh Gott, o Gott, oh Gott, oh Gott, dann wird das Werk zum Menetekel!!!!!

 

Inwieweit ein solcher Rotor im "Head" auch schlechtere Materialien des "Halms" zulässt,  kann ich nicht beurteilen. Bei weiterer Planung muss man ohnehin mit "solchen" Leuten in Hautkontakt treten.

 

 

Meiner Einschätzung nach sind viele junge Wissenschaftler für solche Dinge offen.
Viele "spielen" gerne und nehmen Herausforderungen wahr, zumal ein solches Projekt die Chance zur Profilierung bietet. Und zwar Profilierung über den Tellerrand hinaus / Crossover / das zählt heute.

 

Also: Das kann doch was werden.

 

Grüße

Siegmar        

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Vorbereitung eines Colloquiums und ein

 
H. D. Rühmann - Büchse der Pandora - ein öffentliches Projekt  |   Impressum